Start der Arguna IV in Nymindegab
Nach vier Jahren Vorbereitung und mehreren Anläufen hat die Arguna IV endlich ihren Jungfernflug absolviert. Der Start war in der Vergangenheit mehrfach wegen technischer und meteorologischer Widrigkeiten abgesagt worden, teilweise sogar in letzter Minute. Die Zeit zwischen den Kampagnen nutzten wir für Verbesserungen an Nutzlast und Bergungssystem und so fuhren wir dieses Mal mit der vierten Version von Hard- und Software nach Dänemark.
Die vorhergehenden Anläufe hatten gezeigt, wie schnell vor Ort die Zeit mit Routineaufgaben verstreicht und ein zu knapp kalkuliertes Zeitfenster zur Übermüdung aller Beteiligten führt. Um diesmal die Vorbereitungen in Ruhe und mit der notwendigen Aufmerksamkeit abschließen zu können, hatten wir in Hvide Sande (White Sands!) für eine Woche ein Ferienhaus angemietet. Der Start war ja für Freitag, den 30.5. angesetzt und so traf eine Woche vorher am Abend des Samstags die Vorhut bestehend aus David Madlener und Michael Witthaus ein. Für Sonntag morgen hatte sich Jeppe Locht vom DSC angemeldet, um freundlicherweise die Hardware vorbeizubringen, die wir nach der letzten Kampagne 2013 in Sporup eingelagert hatten. Als Jeppe um kurz vor 10 Uhr morgens die Sachen auf einem Anhänger vorbeibrachte, hatten wir die erste Schrecksekunde der Kampagne: Eine Flosse aus Dural war während des Transports abgebrochen!
Glücklicherweise haben die Mitglieder des DSC viel Erfahrung mit Schweißen von Aluminium und Jeppe schlug vor die Flosse nach Sporup zu nehmen, damit seine Leute den Schaden begutachten und eine Lösung finden können. Im Laufe des Tages wurde nach Rücksprache beschlossen das abgebrochene Teil wieder anzuschweissen, was den Dänen nach einiger Vorbereitung gut gelang.
Will man etwas zusammenfügen, dann muss man es erstmal gut einspannen.
Da wir den Flossen nach dieser konkreten Demonstration fehlender Elastizität in dieser Form nicht mehr zutrauten einen Start unbeschadet zu überleben, wurde beschlossen die Flossen mit Glasfaser zu verstärken. Leider lag die Wolkenunterkante in etwa 1 km Höhe, so dass die Rakete vor Brennschluss aus unserem Blickfeld verschwand. An Bord war eine RedQueen DPU mit IMU und Telemetrie auf 70 cm, die den Verlauf des Fluges zur Bodenstation funkte. Zusätzlich war ein 2 m-Peilsender an einem Schwimmkörper befestigt und zwei Altimax zur Bergung eingebaut. Die Aktivierung des Bergungssystems erfolgte bedauerlicherweise etwas hinter dem Gipfelpunkt, was bei etwa 360 km/h zu einer Beschädigung des Vorfallschirms und einer Schwimmhilfe führte.
Der O-Motor mit 18 kg SUCA zündete sauber durch und beschleunigte die etwa 50 kg schwere Rakete Start innerhalb von 3 s auf fast doppelte Schallgeschwindigkeit.
Der robuste Bremsschirm konnte jedoch trotz eines gerissenen Seils die Rakete auf etwa 40 m/s bremsen und den Hauptfallschirm mit der zweiten Schwimmhilfe auf 400 m Höhe über dem Meer aktivieren. Leider war die Fallzeit von knapp über zwei Minuten zu kurz für einen ersten Fix des mitgeführten GPS-Moduls, sodass das dänische Bergungsteam nur eine Peilung mit dem 2 m-Sender versuchen konnte. Da sich nur eine Schwimmhilfe bei der Wasserung aufblasen konnte, war die Rakete bei dem herrschenden Seegang nicht zu entdecken und konnte nicht geborgen werden. Ein Spaziergänger fand sie zwei Tage später am Strand und informierte die örtliche Polizei, die sich wiederum an die Danish Space Challenge wandte, die dann die Arguna IV in Empfang nehmen konnte. Leider fehlt die Spitze, in der sich die wertvolle Elektronik und auf einer SD-Karte gespeicherten Daten befinden. Wir sind dennoch sehr zufrieden mit dem Flugtag und den empfangenen Telemetriedaten.
Hier die recht kurze Startsequenz der mit über 20 g beschleunigenden Rakete. Wegen des Windes konnte das 500-mm-Objektiv nicht stabilisiert werden.
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